Mit„hulaBaby“ zurück in die Steinzeit des rock ‘n‘roll
Von Susanne Schramm
Aachen.
Man kann für immer Mokassins tragen, für immer mit Strapsen über die Bühne stöckeln oder für immer in Jeans stecken.
Insofern teilt Peter Kraus (72) das Los von Pierre Brice (82) und Tim Curry (65). Doch während die beiden Letzteren ihre Glanzrollen als
edler Häuptling Winnetou und lüsterner Außerirdischer Dr. Frank ‘n‘ Furter mitunter als Fluch empfanden – weil sie ihnen kaum Spielraum
für andere Figuren ließen –, fühlt sich das einstige Idol der 50er Jahre auch heute noch in den robusten blauen Hosen pudelwohl.
Sohn Mike ist mit dabei
Davon konnten sich die Zuschauer im Kölner Musical Dome überzeugen, wo die Peter-Kraus-Revue „Für immer in Jeans“ Deutschlandpremiere
feierte und noch bis einschließlich morgen zu sehen ist.
Unterstützt von der „Peter Kraus
All Star Band“, den „Moonlight
Dancers & Sugarbabies“, Musical-Darstellerin Barbara Endl, dem österreichischen Rock ‘n‘ Roller Andy Lee Lang und – last, but not
least – Sohn Mike schlägt der Ex-Teenagerschwarm den Bogen vom Beginn seiner Karriere bis zur Gegenwart.
Alte Hits wie „Hula Baby“ finden Platz neben Cover-Versionen („Rock ‘n‘ Roll Over The World“) und neuen Stücken wie
„Jede Zeit ist deine Zeit“. Einer Revue im klassischen Sinn entspricht das dennoch nicht. Dafür ist das Bühnenbild zu spartanisch geraten,
die Lichtregie zu simpel gestrickt und die Kostümierung der Tänzer zu wenig einfallsreich. Die sechs Musiker der Band hingegen
sind ganz großartig, und der Showblock mit Andy Lee Lang als wilder Rocker, der bei „Whole Lotta Shakin‘ Going On“ weder
Piano noch Stimme schont, zählt zu den Höhepunkten des Abends.
Dagegen nimmt sich Kraus mit seiner Gitarre vergleichsweise zahm aus, zu echter Hochform läuft er erst im zweiten Teil auf,
wenn er die Hüften kreisen lässt, als sei der junge Elvis auferstanden.
Unter der Gürtellinie
Barbara Endls Rolle als piepsigdümmliche „Assistentin“ Sugar, die Kraus als „Geschenk des Managements“ aus einem glitzernden
Riesenpaket entgegenklettert, um dann von ihm über den Geist des Rock ‘n‘ Roll belehrt zu werden, ist wenig dankbar. Auch
sonst dümpeln die Gags häufig dahin, wenn sie nicht sogar unter die Gürtellinie abdriften.
Dschungelkönigin Brigitte Nielsen auf „Lippen und T . . .“ zu reduzieren, hat das Niveau einer Herrensitzung. So richtig interessant
wird es eigentlich erst, wenn der Vater mit dem Sohn Hand in Hand arbeitet. Das gibt reichlich Stoff für Vergleiche und Neckereien.
Stimmlich und optisch kann Mike Kraus seinem berühmten Vater durchaus das Wasser reichen, was er unter anderem mit seinem
eigenen Song „Mein Kosmos brennt“ unter Beweis stellt, der ein bisschen nach der alten Neuen Deutschen Welle klingt. Auch das
ist irgendwie Retro. Die Show, die mit Pause gut zweieinhalb Stunden dauert, erntet viel Applaus. Peter Kraus macht in Jeans noch immer
eine gute Figur.
Die Show „Für immer in Jeans – Die große Peter-Kraus-Revue“ ist noch zwei Mal im Kölner Musical Dome zu sehen: heute Abend um
20 Uhr und am Sonntag, 26. Februar, um 14 Uhr. Karten: siehe Ticketbox.
Mit 72 Jahren gibt er noch eine erstaunlich gute Figur ab: Peter Kraus in seiner Revue im Kölner Musical
Dom. Foto: thomas Brill